Kann man sich vor Klimafalschinformationen schützen? Ja - wenn wir auf Prebunking setzen, statt nur im Nachhinein zu widerlegen
Diese deutsche Übersetzung basiert auf dem englischen Originalartikel aus The Conversation und wurde unter Berücksichtigung der Creative Commons Lizenz erstellt. (Zum Originalartikel).
Letztes Jahr erlebte die Welt den heißesten Tag, der jemals aufgezeichnet wurde, und wir erlebten das erste Jahr, in dem die Temperaturen 1,5 °C wärmer waren als in der vorindustriellen Zeit. Der Zusammenhang zwischen Extremereignissen und dem Klimawandel ist offensichtlicher denn je. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Falschinformationen über das Klima aufgehört haben. Weit gefehlt.
Irreführende oder falsche Informationen über das Klima verbreiten sich nach wie vor wie ein Lauffeuer, selbst während des verheerenden Sommers im Norden im Jahr 2023. Politiker behaupteten fälschlicherweise, die Hitzewellen seien "normal" im Sommer. Verschwörungstheoretiker behaupteten, die verheerenden Brände auf Hawaii seien von Lasern der Regierung ausgelöst worden.
Die Leute, die Falschinformationen verbreiten, haben außerdem ihre Taktik geändert und sind oft von der alten Leugnung (Behauptung, der Klimawandel finde nicht statt) zur neuen Leugnung (Infragestellung von Klimaschutzmaßnahmen) übergegangen. Die Verbreitung von Zweifeln und Skepsis hat unsere Reaktion auf die enorme Bedrohung durch den Klimawandel gelähmt. Und mit ausgeklügelter generativer KI, die es leicht macht, plausible Lügen zu erzeugen, könnte dies zu einem noch größeren Problem werden.
Das Problem ist, dass es oft nicht ausreicht, Falschinformationen zu widerlegen. Außerdem besteht die Gefahr, dass man falschen Informationen Glaubwürdigkeit verleiht, wenn man sie widerlegen muss. Tatsächlich kann eine einprägsame Lüge oft in den Köpfen der Leute hängen bleiben, während nüchterne Fakten vergessen werden.
Aber es gibt eine neue Möglichkeit: die Prebunking-Methode. Anstatt darauf zu warten, dass sich Falschinformationen verbreiten, werden vorab verständliche und korrekte Informationen bereitgestellt - zusammen mit einer Beschreibung gängiger Manipulationstechniken. Prebunking hat oft bessere Erfolgschancen, wie die jüngste Forschung von Mitautor Sander van Linden zeigt.
Wie funktioniert Prebunking?
Falschinformationen verbreiten sich ähnlich wie ein Virus. Die Art und Weise, wie wir uns und alle anderen schützen können, ist ähnlich: durch eine Impfung. Die psychologische Impfung durch Prebunking wirkt wie ein Impfstoff und verringert die Wahrscheinlichkeit einer Infektion. (Wir konzentrieren uns hier auf Falschinformationen, die versehentlich weitergegeben werden, und nicht auf Desinformation, bei der Menschen absichtlich Informationen verbreiten, von denen sie wissen, dass sie falsch sind).
Wenn man vor zweifelhaften Behauptungen und fragwürdigen Techniken gewarnt ist, wird man eher skeptisch sein, wenn man auf ein YouTube-Video stößt, in dem behauptet wird, Elektroautos seien schmutziger als Autos mit Verbrennungsmotoren, oder auf eine Facebook-Seite, auf der behauptet wird, Offshore-Windkraftanlagen würden Wale töten.
Inokulation ist nicht nur eine Metapher. Indem wir einer abgeschwächten Form der Falschinformationen ausgesetzt werden, die uns in Zukunft begegnen könnten, und uns gleichzeitig die Möglichkeit geben, sie zu erkennen, verringern wir die Wahrscheinlichkeit, dass sich falsche Informationen in unserer Psyche festsetzen.
Wissenschaftler haben diese Methoden mit einigem Erfolg getestet. Für eine Studie, in der untersucht wurde, wie Falschinformationen über Impfungen entgegengewirkt werden kann, erstellten die Forscher einfache Videos, um die Menschen davor zu warnen, dass Manipulateure versuchen könnten, ihre Meinung über Impfungen mit Anekdoten oder erschreckenden Bildern zu beeinflussen, anstatt mit Beweisen.
Außerdem informierten sie die Menschen darüber, wie niedrig die tatsächliche Anzahl der Impfschäden ist (etwa zwei Impfschäden pro Million). Das Ergebnis: Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe erkannten die psychologisch Geimpften irreführende Aussagen eher, teilten diese Art von Inhalten seltener mit anderen und wollten sich eher impfen lassen.
Ähnliche Studien wurden zu Falschinformationen über das Klima durchgeführt. Hier wurde eine Gruppe vorgewarnt, dass politisch motivierte Akteure versuchen werden, den Anschein zu erwecken, dass es eine große Uneinigkeit über die Ursachen des Klimawandels gibt, indem sie sich auf falsche Experten und Scheinpetitionen berufen, während in Wirklichkeit 97 % oder mehr der Klimawissenschaftler zu dem Schluss gekommen sind, dass der Mensch den Klimawandel verursacht. Diese Impfung erwies sich als wirksam.
Der Erfolg dieser frühen Studien hat Social-Media-Unternehmen wie Meta dazu veranlasst, diese Technik zu übernehmen. Auf Meta-Websites wie Facebook und Instagram finden sich nun Prebunking-Maßnahmen, die Menschen vor gängigen Techniken der Falschinformationen, wie dem Herauspicken ausgewählter Daten, schützen sollen.
Prebunking in der Praxis
In einer heißeren Welt wird es immer mehr Klimaextreme und mehr Brände geben. Obwohl viele der Brände, die wir in den letzten Jahren in Australien, Hawaii, Kanada und jetzt auch in Chile gesehen haben, die schlimmsten seit Beginn der Aufzeichnungen sind, versuchen die Akteure der Klimaforschungsleugnung routinemäßig, ihre Schwere zu verharmlosen.
Hier ist ein Beispiel für ein Prebunking von Behauptungen, die nach dem nächsten Großbrand in Umlauf kommen könnten.
1. Die Behauptung: "Der Klimawandel ist ein Schwindel - Waldbrände waren schon immer ein Teil der Natur".
Wie ein Prebunking aussehen kann: Im Vorfeld von Bränden können Wissenschaftler zeigen, dass Behauptungen wie diese auf dem logischen Trugschluss der "falschen Entsprechung" beruhen. Falschinformationen setzen die jüngste Zunahme extremer Wetterereignisse fälschlicherweise mit Naturereignissen aus der Vergangenheit gleich. Ein verheerender Brand vor 100 Jahren widerlegt nicht den Trend zu mehr und größeren Bränden.
2. Behauptung: "Buschbrände werden von Brandstiftern verursacht."
Wie ein Prebunking aussehen kann: Medienschaffende tragen hier eine große Verantwortung, indem sie Informationen vor der Veröffentlichung oder Ausstrahlung auf ihre Richtigkeit hin überprüfen. Die Medien können Informationen über die häufigsten Ursachen von Buschbränden geben, von Blitzschlag (etwa 50 %) über zufällige Brände bis hin zu Brandstiftung. Behauptungen in einigen Medien, Brandstifter seien die Hauptursache für die beispiellosen Brände des Schwarzen Sommers 2019-2020 in Australien, wurden von Klimaleugnern weltweit verwendet, obwohl Brandstiftung bei weitem nicht die Hauptursache war.
3. Behauptung: "Die Regierung benutzt die Buschbrände als Vorwand, um Klimaschutzvorschriften einzuführen."
Wie ein Prebunking aussehen kann: Erklären Sie, dass dieser wiederkehrende Verschwörungsmythos wahrscheinlich kursieren wird. Weisen Sie darauf hin, wie er auch benutzt wurde, um zu behaupten, dass die Lockdowns im Rahmen von COVID-19 ein Trick der Regierung waren, um die Menschen für Klima-Lockdowns gefügig zu machen (was nie passiert ist). Zeigen Sie, wie Regierungsbehörden offen darüber kommunizieren können und dies auch tun, warum Klimaschutzbestimmungen notwendig sind und wie sie dazu dienen, die schlimmsten Schäden abzuwenden.
Falsche Informationen über Buschbrände können sich wie ein Buschfeuer verbreiten. Toa55/Shutterstock
Falschinformationen werden nicht verschwinden
Soziale Medien und das freie Internet haben es möglich gemacht, Informationen an Millionen von Menschen zu verbreiten, unabhängig davon, ob sie wahr sind. Kein Wunder, dass dies ein goldenes Zeitalter für Falschinformationen ist. Die Urheber von Falschinformationen haben wirksame Methoden gefunden, um die etablierte Wissenschaft in Frage zu stellen und dann eine falsche Alternative zu verkaufen.
Wir müssen darauf reagieren. Wenn wir nichts tun, gewinnen die Lügen. Und Prebunking ist eines der besten Instrumente, die wir haben.
Da die Welt immer heißer wird, bietet Prebunking eine Möglichkeit, neue Formen von Lügen und Falschinformationen vorherzusagen und ihnen entgegenzuwirken - bevor sie Wurzeln schlagen.
Christian Turney, Pro Vice-Chancellor of Research, University of Technology Sydney and Sander van der Linden, Professor of Social Psychology in Society, University of Cambridge
Die deutsche Übersetzung wurde mit der Hilfe von deepl.com erstellt.
Translation by BaerbelW. View original English version.