Wo SkS-Material zum Einsatz kommt - Courseras Climate Literacy Kurs
Am 17. Mai 2013 startete der Cousera-Kurs 'Climate Literacy' (sinngemäß: "Beim Thema Klima mitreden können") - ein von der Universität von British Columbia angebotener sogenannter MOOC ("massive open online course" - also ein "riesiger für alle offener Onlinekurs") mit einer Email der beiden Kursleiterinnen Dr. Sara Harris und Dr. Sarah Burch:
"Herzlich willkommen zu Climate Literacy: Navigating Climate Change Conversations. Sie gehören zu Tausenden Studenten aus der ganzen Welt, die für diesen Kurs angemeldet sind. Climate Literacy eröffnet Ihnen die einzigartige Möglichkeit, eine sinnvolle und aufschlussreiche Unterhaltung über den Klimawandel zu führen. Trotz wechselnder öffentlicher Meinung und verworrener politischer Machenschaften, ist es schwierig, die anhaltende Diskussion über den Klimawandel zu übersehen. Aus der ganzen Welt erreichen uns entsprechende Nachrichten: steigende Meeresspiegel und erodierende Koralleninseln auf den Malediven; zunehmende Wirbelsturmaktivitäten, die die amerikanische Ostküste und die Golfküste betreffen; Dürren in Zentralafrika; zurückgehende Amphibienbestände am Amazonas....."
Was auf diese Email folgte, war ein tolles Beispiel dafür, wie diese Art von Onlinekursen angeboten werden sollten:
- Professionell gedrehte Videos, in denen wir - die Kursteilnehmer - direkt angesprochen wurden
- Präsentation durch zwei engagierte Kursleiterinnen, die eindeutig viel Aufwand in diese erste Auflage des Kurses gesteckt hatten
- Zusatzmaterial zum Herunterladen wie z. B. Videoaufschriebe und die verwendeten Folien
- Eine klar strukturierte Agenda für den Kurs mit einer Übersicht zu jedem wöchentlichen Modul, auf das wir jeweils ab Freitag zugreifen konnten
- Angemessene Termine, bis zu denen die "Hausaufgaben" abgeliefert werden mussten
Im Verlauf von 10 Wochen beschäftigten wir uns in folgenden Modulen mit den unterschiedlichen Aspekten des Klimawandels: 'Die öffentliche Wahrnehmung', 'Klimasystem' 'Energie', 'Kohlenstoff', 'Modelle', 'Zukünftiges Klima', 'Auswirkungen', 'Vorbeugende Maßnahmen', 'Anpassung' und 'Aktiv werden'. Die ersten 6 Module wurden von Dr. Sara Harris präsentiert. Dr. Harris lehrt zum Thema globaler Klimawandel, Umweltwissenschaft und Ozeanografie im Bereich Earth, Ocean, and Atmospheric Sciences an der Universität von British Columbia (UBC). Sie hat einen Doktortitel in Ozeanografie von der Oregon State University und einen wissenschaftlichen Hintergrund in der Paläoozeanografie und Paläoklimatologie. Mit dem Beginn des 7. Moduls übernahm Dr. Sarah Burch die Präsentation. Sie hat mittlerweile eine Assistenzprofessur im Bereich Klima und Gesellschaft an der Universität von Waterloo, hat den Kurs aber während ihrer Zeit als Banting Postdoctoral Research Fellow an der UBC miterstellt. Sie hat einen Doktortitel von der UBC in Resourcenmanagement und Umweltstudien und hat sich auf den Klimawandel und Nachhaltigkeit spezialisiert.
Im Verlaufe des Kurses wurde immer wieder auf Material von Skeptical Science (SkS) zurückgegriffen, entweder direkt in den Videos oder als Hinweise zu Lesematerial für die Module:
Zufälligerweise war unsere Konsensstudie ("TCP") in der Woche vor Kursbeginn veröffentlicht worden und Modul 1 wurde um diese optionale Aktivität ergänzt:
"Aktivität 4 (Optional): Lesen Sie diesen frei zugänglichen neuen Artikel (Mai 2013) über den Konsens zum Klimawandel in der wissenschaftlichen Literatur
Cook, John, Dana Nuccitelli, Sarah A. Green, Mark Richardson, Baerbel Winkler, Rob Painting, Robert Way, Peter Jacobs, and Andrew Skuce, 2013. "Quantifying the consensus on anthropogenic global warming in the scientific literature". Environmental Research Letters 8 (2013) 7 pp. doi:10.1088/1748-9326/8/2/024024
Dies ist OPTIONAL - eine interessante gerade veröffentlichte Studie."
Es kam nicht wirklich überraschend, dass TCP auch in zahlreichen Unterhaltungen im Diskussionsforum zur Sprache kam und dort sowohl positive als auch negative Kommentare dazu geschrieben wurden. Etliche der Teilnehmer fanden es "cool", dass einer der Mitautoren der Studie zur Verfügung stand, um direkt Fragen zum Inhalt und zur Methodik zu beantworten - was ich natürlich sehr gerne gemacht habe.
Apropos Diskussionsforen: sie waren während des ganzen Kurses sehr gut besucht und wir konnten viele Informationen mit Gleichgesinnten austauschen, mussten uns aber auch mit einigen "Skeptikern" auseinandersetzen, von denen einige den Eindruck machten, als hätten sie sich für "Climate Illiteracy" ("Nichtwissen über das Klima") angemeldet. Dies bot zahlreiche Möglichkeiten, die eigenen Debattier- und Widerlegungsfähigkeiten zu trainieren und auf Skeptical Science-Material hinzuweisen, wann immer dies Sinn machte.
Jedes Modul endete mit einem bewerteten Quiz, in dem wir zwischen 9 und 12 Multiple Choice Fragen zu den besprochenen Themen beantworten mussten. In der letzten Woche des Kurses stand ein Abschlusstest mit 36 Fragen zu allem was wir - hoffentlich! - gelernt hatten, auf dem Programm.
Zusätzlich zu den Tests mussten wir zwei Aufsätze schreiben und einreichen. Im ersten ging es um die Auswirkungen des Klimawandels vor unserer eigenen Haustüre und im zweiten entweder um eine Minderungs- oder eine Anpassungsmaßnahme. Diese beiden Aufgaben waren für mich im ganzen Kurs am zeitaufwändigsten. Es war aber auch eine sehr interessante Erfahrung, Themen zu finden und die notwendigen Informationen und Quellen dafür zusammenzusuchen. Als Beispiel für die Auswirkungen des Klimawandels habe ich über die Überflutungen in Süddeutschland im Mai 2013 geschrieben und für die zweite Aufgabe fiel meine Wahl auf die vielfältigen CO2-Minderungsaktivitäten unseres städtischen Energieversorgers in Fellbach seit 1995. Andere Kursteilnehmer haben über die Algenblüte vor der australischen Küste geschrieben, über die Machbarkeit, in Wisconsin ein regeneratives Haus zu bauen, über die Ausbreitung des asiatischen Tigermoskitos in Griechenland oder die Auswirkungen des Klimawandels in Dakha (Bangladesch), um nur einige wenige zu nennen. Da es für die Kursleiterinnen unmöglich gewesen wäre, tausende von Arbeiten zu beurteilen, viel diese Aufgabe an unsere "Peers" - also unsere Mitschüler. Jeder von uns musste pro Aufgabe mindestens drei Arbeiten beurteilen und es war sehr interessant, die zufällig zugewiesenen Dokumente zu lesen.
Wer wollte, konnte seine Arbeiten zur "Climate Literacy Weltkarte" hochladen und dadurch für andere zugänglich machen:
Wie diese "Climate Literacy Weltkarte" zeigt, stammten die Kursteilnehmer aus vielen Ländern dieser Erde und die zu Beginn des Kurses durchgeführte Umfrage ergab, dass 139 Länder vertreten waren! Ursprünglich hatten sich 24.000 Teilnehmer angemeldet und etwa 8.000 waren in der ersten Woche des Kurses aktiv. Bis zum Ende des Kurses ging diese Zahl auf ca. 2.600 zurück, was aber bei dieser Art von MOOCs ganz normal ist. Nur eine relativ kleine Zahl der ursprünglich angemeldeten Teilnehmer zieht den Kurs von Anfang bis Ende durch. Eine weitere interessante Statistik ist, dass unter den ursprünglich angemeldeten Teilnehmern unter 16-jährige und über 65-jährige waren, wobei die Mehrzahl zwischen 21 und 60 Jahre alt war. Das Thema scheint also generationsübergreifend von Interesse zu sein!
Eine zweite Auflage von "Climate Literacy" ist für später in diesem Jahr geplant (Start wahrscheinlich gegen Ende September) und ich kann diesen Kurs wirklich nur wärmstens empfehlen. Selbst wenn Sie schon einiges über den Klimawandel wissen, werden Sie trotzdem etliche neue Erkenntnisse gewinnen oder bestimmte Aspekte besser verstehen, wenn Sie am Kurs teilnehmen. Meine Schwachstelle ist - leider - alles was mit Physik und Gleichungen zu tun hat, aber dank der Unterrichtsmaterialien habe ich nun einen weiteren Anhaltspunkt, um das Ganze gedanklich sortiert zu bekommen. Außerdem bieten die Diskussionsforen eine tolle Möglichkeit, um Verbindungen mit Leuten auf der ganzen Welt zu knüpfen und die Chancen stehen gut, dass viele der Teilnehmer auch nach Kursende mit Hilfe von Facebook, Google, Skype oder anderen Onlinenetzwerken miteinander in Kontakt bleiben. Überlegen Sie also nicht lange, sondern gehen Sie zur Homepage des Kurses und tragen Sie sich in die Emailliste ein. Sie erhalten dann eine Nachricht, sobald der Kurs wieder eingeplant ist. Wir werden die nächste Ausgabe von "Climate Literacy" natürlich auch auf Skeptical Science ankündigen.
Als Abschluss ist hier noch mein persönliches Fazit, das ich im Diskussionsforum veröffentlicht hatte (da durch eine Übersetzung zu viel verloren gehen würde, nur auf englisch):
Climate Change – a topic we all need to be literate about
Learning about global warming on your own but not alone
Interesting (and intriguing!) discussions in the forums
MOOC experience at its best
Assignments requiring digging deeper into the topic
Ten modules filled with lots of information
Energy, Carbon, Models to name just three of the covered topics
Lectures neatly presented in personal videos by Dr. Harris and Dr. Burch
Information about CC shared far and wide
Ten (or eleven) questions per week in the quiz to recap the material
Education available for free and across the globe
Reading materials presented as additional food for thought
Assessments by peers – a new experience for many of us
Connecting with like-minded people who want to learn and do something about CC
Yay! for Sara & Sarah to put this much effort into bringing Climate Literacy to all of us!
Bitte lassen Sie sich nicht davon abhalten, sich für den Kurs anzumelden, nur weil er auf Englisch stattfindet! Viele der Teilnehmer der ersten Auflage des Kurses sind ebenfalls keine Muttersprachler und haben trotzdem bis zum Ende mitgemacht. Oft bilden sich kleine Gruppen im Diskussionsforum, die dann durchaus auch in ihrer eigenen Sprache Informationen austauschen und sich gegenseitig helfen. Außerdem gibt es hier auf Skeptical Science bereits viele der Grundinformationen in deutscher Sprache und als "Referenz" ist dann das englische Original nur einen Mausklick entfernt, um sich auch mit den Fachbegriffen vertraut(er) zu machen.
Translation by BaerbelW. View original English version.